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Ansiedlung und Herkunft der Donauschwaben

Als Donauschwaben bezeichnet man jenen deutschen Volksteil oder Neustamm, deren  Vorfahren hauptsächlich im 18. Jahrhundert (1689-1787) von den habsburgischen Herrschern auf beiden Seiten der mittleren Donau, vom Fluss Raab im Nordwesten, bis zum Eisernen Tor im Südosten, in dem damals zum Habsburgerreich gehörenden Ungarn angesiedelt wurden.

Die Kolonisten stammten vorwiegend aus dem heutigen süd- und südwestdeutschen Raum, einschließlich Elsass und Lothringen, zum Teil aber auch aus österreichischen und böhmischen Landschaften.

Ab den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts bezeichnet die Volkskunde und Geschichte diese Deutschen als Donauschwaben. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie als „ungarländische Deutsche“ oder auch als „Schwaben“ bekannt.


Die Siedlungsgebiete und ihre Dreiteilung im Jahre 1918

Die 1918, nach dem Ersten Weltkrieg, im Vertrag von Trianon erzwungene Reduzierung Ungarns auf 31 Prozent seines Kernlandes ergab auch eine Dreiteilung der Siedlungsgebiete der damals rund 1,5 Millionen Deutschen.

Das Ostbanat und Sathmar fielen an Rumänien. Ihre Deutschen nennen sich heute Banater Schwaben und Sathmarer Schwaben.

Das Westbanat, die Batschka, das Donau-Drau-Dreieck (südöstliche Baranya), Syrmien und Slawonien, wurden dem neu entstandenen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS-Staat, ab 1929 Jugoslawien) zugeteilt. Die Deutschen aus diesem Gebiet nennen sich heute Donauschwaben aus Jugoslawien.

Neben den von Donauschwaben besiedelten Gebieten in Ungarn, des ungarischen Mittelgebirges, der südöstlich des Plattensees gelegenen „Schwäbischen Türkei“(Komitate Baranya, Somogy und Tolna), sind die Deutschen Westungarns keine Donauschwaben, sie sind seit dem Mittelalter dort beheimatet und organische „Ausläufer“ der Deutschen Österreichs. In der Landsmannschaft sind sie alle mit der übergeordneten Bezeichnung Deutsche aus Ungarn zusammengefasst.


Die Ansiedlung von Bulkes

Unser Heimatort Bulkes wurde im Jahre 1786 im Zuge des dritten „Schwabenzuges“ unter Josef II. angesiedelt. Die Bulkeser Ansiedler kamen zu über 90 Prozent aus dem heutigen südwestdeutschen Raum einschließlich dem Elsass. Von den 215 Ansiedlerfamilien waren rund 90 Prozent evangelisch-lutherischen Glaubens, es durften erstmals Protestanten angesiedelt werden.


Die deutschen Siedler wurden gerufen und blieben unter ihrem Kaiser

Die Ansiedlung der Deutschen trug eindeutig den Charakter der Gemeinschaftssiedlung. Die deutschen Siedler wurden gerufen. Die tiefgreifende kulturelle, wirtschaftliche und politische Wirksamkeit dieser von Staat und Ständen durchgeführten Ansiedlung lag voll und ganz auf gesamteuropäischer Linie.

Da die Habsburger nicht nur Träger der Krone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, sondern auch Erbkönige von Ungarn waren, wanderten die Siedlerahnen nicht aus, sondern blieben weiterhin unter ihrem Kaiser.


„Die ersten fanden den Tod, die zweiten die Not und die dritten erst das Brot“

Statt des vermeintlich gelobten Landes, wie es ihnen die Werber ausgemalt hatten, erwarteten die Einwanderer in der sumpfigen Tiefebene Seuchen, Krankheiten und Entbehrungen, denen viele Familien zum Opfer fielen. So kam der angeführte Kolonistenspruch in Umlauf.


Nicht mit dem Schwerte, mit der Pflugschar erobert

Nach diesen ersten bitteren Jahren entstand im königlichen Ungarn ein freies Bauerntum. Der fruchtbare Boden, das kontinentale Klima, Fleiß und Sparsamkeit mit einem großen Kinderreichtum als Arbeitskräfte sowie Jahrzehnte ohne kriegerische Auseinandersetzungen brachten einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufstieg. So konnte unser wohl größter donauschwäbischer Schriftsteller, Adam Müller-Guttenbrunn, in seinem Banater Schwabenlied mit Stolz verkünden:

„Aus einer Wüste ward ein blühend Eden, aus Sümpfen hob sich eine neue Welt“.


Beziehung zwischen Mensch und Heimaterde

Die Existenzgrundlage der Dorfgemeinschaften war das Bauerntum, umsäumt von den vielen dazugehörigen Handwerksbetrieben. Für dieses Bauerntum war der Ackerboden aber kein lebloses Objekt zum Ausbeuten, sondern ein Stück ihrer selbst. Aus den wechselseitigen Beziehungen zwischen Mensch und Heimaterde entwickelte sich die tiefe Heimatliebe und Heimatverbundenheit.


Die Kornkammer des Ungarlandes und des späteren Jugoslawiens mit, ein Verdienst aller nationalen Volksgruppen

Die Siedlungsgebiete der Deutschen lagen fast durchwegs in den ertragreichen mit Schwarzerde durchsetzten Böden des damaligen Ungarlandes. Fleiß und Sparsamkeit, vor allem aber die schöpferische Kraft unserer Vorfahren, war ein nicht unwesentlicher Faktor zur Schaffung der vielbeschrieben Kornkammer Mitteleuropas, ein gemeinsamer Verdienst aller  nationalen Volksgruppen. Diese Friedenstat ist in die Geschichte als einmalige Glanztat einer Völkergemeinschaft eingegangen.


Die Erfahrungen dieser Völkergemeinschaft für ein gemeinsames Haus Europa

Aus eigener Erfahrung auf engstem Raum, wissen diese Völkerschaften, dass Europa keinesfalls ein Schmelztiegel der Nationen werden darf. Vielmehr ein politisches Gebilde, in dem auch die kleinsten Volksgruppen, in welchem Staat der europäischen Dachgemeinschaft sie auch immer ihre angestammte Heimat haben, ihre Identität bewahren. Selbstverständlich gehört dazu die Erhaltung der eigenen Sprache. Benachteiligungen und Unterdrückungen, wegen kultureller, konfessioneller oder sonstiger nationalen Eigenschaften, darf es dann nicht mehr geben. Dazu gehört auch die strikte Festschreibung der Demokratie und der Menschenrechte. Nur dann wird es ein Europa sein, das dem Leben seiner Menschen und Völker dienen kann und ein Anschauungsbild für eine friedliche Zukunft in der ganzen Welt.


Die schönen Dörfer und das reiche Feld

Wie die anderen donauschwäbischen Dörfer war auch Bulkes großflächig angelegt, ein Muster und Vorbild an moderner Planung, Ordnung und Sauberkeit für die fremdvölkische Umgebung. Hervorstechende Merkmale waren vor allem die breiten Gassen mit den Baumalleen und den endlosen schnurgerade aneinander gereihten geweißten Häusern.

Ergebnisse ihrer Aufbau- und Kulturarbeit waren ein Ackerland, das zu den fruchtbarsten  in Europa zählte, mit Spitzenwerten an Weizen und Hanf, verbunden mit einer hervorragenden Viehzucht sowie einer blühenden und differenzierten Obst-, Wein- und Gemüsekultur.


Landesweite Dimension und Bekanntheit der Bulkeser  Baufachleute

Eine einmalige Besonderheit in unserer Gemeinde war, das es mehr Bauhandwerker als Landwirte gab. Ihre Blütezeit begann bereits 1895 als die österreichisch-ungarische Monarchie mit dem Ausbau der Eisenbahnlinien begann. Die Hauptstadt Budapest und andere Städte und nach 1918 das nahe Belgrad, waren langjährige einträgliche Arbeitsstätten.


500 Dorfgemeinschaften – friedliche Inseln, Vorbilder in einem Völkermeer

Bekanntlich lebten die etwa 1,5 Millionen Donauschwaben zu rund 80 Prozent in über 500 geschlossenen Dorfgemeinschaften. Viele davon mit rein deutscher Bevölkerung oder mit deutscher Mehrheit. Sie waren die wesentlichen Zellen zur Entstehung und Entwicklung eines festgefügten Neustammes, zur Bewahrung der aus der Urheimat mitgebrachten Sitten und Bräuche, mit der Erhaltung der Muttersprache und ihren vielfältigen Dialekten.

Es waren Bollwerke, Inseln, in einem Völkermeer um den laufenden Bedrohungen der Assimilierung zu widerstehen. Diese völkische Deutschtum hatte keinen aggressiven Charakter, es respektierte das fremde Volkstum, war friedlich, tolerant und jederzeit verständigungsbereit.

Diese geschlossenen deutschen Siedlungen wurden zu Kernräumen abendländischer Gesittung und Ordnung. Sie erwiesen sich als Vorbilder und Lehrmeister für die sie umgebenden Völker. Sie waren loyale Bürger ihrer Wirtsstaaten, nach der Devise staatstreu und volkstreu.


Gründe der festgefügten Dorfgemeinschaften

Die tiefgläubigen Menschen mit ihrem stark ausgeprägten, ja sippenhaften Familiensinn, die in bis zu vier Generationen gemeinsam in ihren durchweg eigenen Häusern lebten, waren das Grundelement der sozialen Gemeinschaftsstruktur. Sie gründete sich auf Liebe, Achtung, Gehorsam, Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme und Vertrauen. Dieser gesunde, in der Familie verankerte Gemeinschaftssinn übertrug sich auch auf die Nachbarschaft und naturgemäß auch auf die gesamte Dorfgemeinschaft. Sie bewährte sich bei Seuchen, Missernten, Feuerbrunst, Kriege, Tod und anderen Heimsuchungen und festigte die Gemeinschaft über Generationen.


Geselligkeit und Gastfreundschaft der Donauschwaben und der Bulkeser

Gerne standen sie aber auch in der Freude zusammen. Sie pflegten die Geselligkeit, verstanden Feste zu feiern, musizierten in Familien und Vereinen. Die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Donauschwaben bei Begegnungen über die Dorfgrenzen hinaus war eines der Bande zur Stärkung und zum Überleben der Volksgruppe.

Hierbei erwähnen wir gerne, das die genannten Attribute insbesondere auch auf unseren Heimatort zutrafen.    


Das schreckliche Ende nach vielen Generationen

Ein jähes Ende dieser einzigartigen Dorfgemeinschaften brachten die düsteren Ereignisse des Zweiten Weltkrieges, die wie eine Sturmflut über unsere Heimatgemeinden hereinbrachen und ein über Jahrhunderte geschaffenes irdisches Paradies grausam und in kaum zu beschreibender Weise zerstörten. Wer der überlebenden Zeitzeugen könnte sie je vergessen, die Zeit des Grauens und Entsetzens!